Klimawandel: was uns noch erwartet und was man dagegen tun kann
Die Taunussteiner Weltklimakonferenz ist eine einmalige Gelegenheit für die Bürgerinnen und Bürger von Taunusstein, um sich umfassend über den Klimawandel, seine Folgen und die Möglichkeiten diesen entgegenzuwirken, zu informieren.
Ein oft und viel diskutiertes Thema ist das Wetter in der Zukunft. Karsten Smid von Greenpeace stellte in seinem Vortrag die Auswirkungen des Klimawandels auf unser Wetter mit beeindruckendem Zahlenmaterial vor. Er machte deutlich, dass die Hitzesommer und die Überschwemmungen der letzten Jahre erst der Anfang einer dramatischen Veränderung sind, und dass es zukünftig nicht einfach nur etwas wärmer wird, sondern dass auch bei uns Extremwetterereignisse stattfinden können, die wir in dieser Form bisher gar nicht kannten.
Glück und Mitgefühl kultivieren – trotz oder gerade wegen der Krise
Um sich von solch schlechten Aussichten nicht demoralisieren und demotivieren zu lassen, können wir uns klarmachen, dass es nie zu spät für wirkungsvolles Handeln ist. Denn nur aus einem freudvollen und friedvollen Geist erwächst die Kraft für heilsames Handeln. Dazu munterte Christine Stibi mit zwei Veranstaltungen zum Thema Glück auf. Sie schlug vor, neben dem viel diskutierten ökologischen Fußabdruck auch einen Verbundenheits-Fußabdruck zu bestimmen. Je größer dieser Verbundenheits-Fußabdruck, umso weniger benötigen wir materielle Ressourcen, und umso weniger beanspruchen wir die Umwelt.
Infos zum Energie- und Wassersparen
In mehreren Veranstaltungen wurde über die Möglichkeiten, Energie zu sparen und erneuerbare Energien einzusetzen, informiert.
- Da durch den Klimawandel zunehmend auch das Wasser knapp wird, versuchte der technische Leiter der Stadtwerke Taunusstein, Uwe Hartmanshenn, das Bewusstsein fürs Wassersparen zu schärfen. Dabei erläuterte er auch, was es mit dem Wasserrucksack auf sich hat. Dies ist das Wasser, das jedes Produkt bei seiner Produktion mit sich bringt und sozusagen virtuell bei jedem Kauf mit erworben wird. Dieses virtuelle Wasser übersteigt den direkten Wasserverbrauch oft um ein Vielfaches.
Auch in den Stadtteilen gab es Infos zu erneuerbaren Energien und zum Energiesparen:
- Manfred Jenner erläuterte die Einsatzmöglichkeiten für sogenannte PV-Balkonkraftwerke.
- Manfred Vogel sprach über die Photovoltaik als Energiequelle für Strom, Wärme und Mobilität.
Fällt der Weltuntergang aus?
Großes Publikumsinteresse weckte der Spiegel-Bestseller-Autor Jan Hegenberg mit seiner These „Der Weltuntergang fällt aus.“ Er zeigte auf, dass wir alle technischen und finanziellen Mittel in der Hand haben, um dem drohenden Weltuntergang ein Schnippchen zu schlagen, und dass es nur an unserer Entschlossenheit liegt, die notwendigen Entscheidungen auch zu treffen. Die gegen die Energiewende vorgebrachten Argumente entbehrten häufig jeder fachlichen Grundlage und seien zum Teil frei erfunden.
Klimagerechtigkeit – schädlichen Investitionen die Finanzmittel entziehen
Der Klimawandel verursacht nicht nur massive Schäden, er hat auch Auswirkungen auf die Wahrung der Menschenrechte. Dass die Folgen unseres Lebensstils vor allem die Menschen in den ärmeren Ländern der Welt betreffen, machte Linda Schneider von der Heinrich-Böll-Stiftung deutlich.
Für ein Ende der Finanzierung der fossilen Energiewirtschaft setzt sich der Verein Urgewald e.V. ein. Urgewald hat eine Liste der Unternehmen erstellt, die am Bau oder an der Finanzierung von fossilen Kraftwerken und fossiler Infrastruktur beteiligt sind. Diese Liste kann man z.B. nutzen um nachprüfen, ob Aktienfonds Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft beinhalten. Die Vorgehensweise von Urgewald zeigt bereits erste Erfolge. Mehrere deutsche Banken haben beschlossen, sich mit ihrer Finanzierung aus der fossilen Energiewirtschaft zurückzuziehen. Als ihr Motto zitierte Kathrin Petz von Urgewald den Dalai Lama: „Falls Du glaubst, dass Du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.“
Schlussspurt – wie geht es weiter mit dem Klimaschutz in Taunusstein?
An den verbleibenden Tagen bis zum 19.11.2022 gibt es noch eine Reihe spannender Vorträge.
In der St. Nepumuk Kirche in Hahn finden noch folgende Vorträge statt:
Das „Klima-Camper“ Fahrradteam macht Halt an den zwei letzten Stationen:
Finale in der St. Nepomuk Kirche in Hahn:
- Am Samstag (19.11.) gibt es in der Kirche in Hahn um 17 Uhr eine abschließende Pressekonferenz
- und danach ein Fest mit vegetarischem Essen und Live-Band.
Weitere Informationen zu allen Veranstaltungen inkl. der Morgenmeditation unter cop27-taunusstein.de.
Was geschah bisher in Sharm-El-Sheikh?
Bisher sind auf der COP27 keine wesentlichen Verhandlungserfolge in Sicht. Greenpeace äußerte sich schockiert darüber, dass in dem ersten Entwurf der Abschlusserklärung der dringend notwendige Ausstieg aus den fossilen Energien Kohle, Erdöl und Erdgas nicht einmal erwähnt wird. Greenpeace bemängelte, dass überall auf der Konferenz der Einfluss der Öl-, Gas- und Kohle-Lobby zu spüren sei. In den Stichpunkten für die Abschlusserklärung wird unter anderem festgestellt, dass „dringend mehr Klimaschutz notwendig“ sei, um die Erderhitzung wie 2015 in Paris vereinbart auf 1,5 Grad zu begrenzen. Diese Feststellung ist allerdings nicht ganz neu. Erwartet wurden vielmehr konkrete Maßnahmen um dieses „Mehr an Klimaschutz“ umzusetzen.
Erwähnt wird auch das hochumstrittene Thema Schadenersatz für erlittene Verluste und Schäden (loss and damage), allerdings ohne die von ärmeren Staaten erhofften konkrete Zusagen. Laut Svenja Schulze, der deutschen Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, soll es einen „Schutzschirm“ für arme Länder geben, eine Art Versicherungssystem für Menschen in den Ländern, die von extremen Wetterereignissen in ihrer Existenz bedroht sind. Sie wies aber auch darauf hin, dass der Schutzschirm nicht die einzige Lösung und auch „kein Ablenkungsmanöver“ sein darf.
Indien hat bei der Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten eine Strategie vorgelegt, um das angestrebte Ziel, bis zum Jahr 2070 klimaneutral zu werden, zu erreichen. Das sei „ein wichtiger Meilenstein“, sagte Indiens Umweltminister Bhupender Yadav bei der Konferenz.
Wir meinen: Na toll. Sowas bringt die Welt echt weiter.
Ablenkungsmanöver statt wirkungsvolle Maßnahmen
Weil es mit dem Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft nicht so recht klappt, setzen einige Akteure auf die Abtrennung von CO2 aus der Atmosphäre: Carbon Capture & Storage (CCS). Dabei geht es darum, mit neuen Technologien CO2 aus der Luft oder direkt bei Fabriken einzufangen und dann entweder weiter zu verarbeiten oder irgendwo (am besten unter der Erde) zu lagern.
CCS ist auf der Klima-Konferenz COP27 ein großes Thema, weil der Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft kaum vorankommt, und die CO2-Abscheidung daher von immer mehr Staaten und Unternehmen als Mittel zur Dekarbonisierung angesehen wird. Laut mehreren Studien soll CCS ein Milliardengeschäft werden. Insbesondere Ölfirmen, wie z.B. das Saudi-Arabische Staatsunternehmen Aramco, der größte Ölkonzern der Welt, plant den Bau großer CCS-Anlagen. Aber auch Kanada will Teersand fördern und setzt dabei auf CCS.
Doch selbst wenn mit solchen Anlagen einige Millionen Tonnen CO2 aus der Luft genommen werden können, ist dies angesichts des jährlichen Ausstoßes von 36 Milliarden Tonnen CO2 eher ein vernachlässigbarer Effekt. Klimaschützer befürchten, dass die Diskussion um CCS nur als Ablenkungsmanöver für die fossile Wirtschaft dient, um ihr klimaschädliches Geschäftsmodell weiterbetreiben zu können.
Die Veranstaltungsreihe wurde gefördert vom Land Hessen.