COP27 Guterres: „We are on a highway to climate hell“

Infos zur Taunussteiner Weltklimakonferenz sowie der COP27 (UN-Weltklimakonferenz in Ägypten) – Was bisher geschah

Am 06.11.2022 eröffnete Frank Kilian, der Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, die zweiwöchige Veranstaltungsreihe In Taunusstein, verbunden mit einem Dank an die Organisatoren und der Hoffnung, dass mit der Konferenz neue Impulse für den Klimaschutz in Taunusstein ausgehen werden. Er hob die große Bedeutung des Klimaschutzes für die Sicherung unseres Wohlstands hervor und schickte einen Gruß zur „Partnerveranstaltung in Sharm-El-Sheikh,“ wo wichtige Entscheidungen für die Zukunft der Menschheit auf der Tagesordnung stehen.

Der Wiesbadener Bau- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol sprach sich für die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit aus. Besonders im Verkehrsbereich seien große Einsparpotentiale vorhanden, die durch den Ausbau des ÖPNV und insbesondere des Schienenverkehrs realisiert werden könnten.

Danach erläuterte der Philosoph und Kontemplationslehrer Prof. Dr. Claus Eurich in einem Video-Interview die Rolle der inneren geistigen Entwicklung jedes Menschen für den Schutz der Umwelt und unserer Lebensgrundlagen. Er zitierte Albert Schweitzer mit den Worten „gut ist, was das Leben erhält und fördert, böse ist, was das Leben schädigt und vernichtet“. Unser derzeitiger Lebensstil zerstöre und vernichte das Leben überall auf unserem Planeten. Ein gewaltloser Aufstand für das Leben sei daher notwendig.

Am 07.11.2022 berichtete der Geschäftsführer der Stiftung Ökologischer Landbau über die Vorteile der ökologischen Landwirtschaft für den Schutz unserer Umwelt. Dazu gehören der Erhalt fruchtbarer Böden, sauberes Wasser, eine reichhaltige Flora und Fauna und die Minimierung von Schadstoffen in die Luft, insbesondere von Treibhausgasen.

Bei der Morgenmeditation erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie man Mitgefühl und Herzenswärme kultivieren und stärken kann, um trotz aller Widrigkeiten und der scheinbar hoffnungslosen Aussichten in Bezug auf den Erhalt einer lebenswerten Umwelt, nicht den Mut zu verlieren, sondern tätig zu bleiben oder zu werden.

Die beiden Physiker Uwe Fritsche und Hans-Werner Greß berichteten am 08.11.2022 über die Rolle des Wasserstoffs für den Klimaschutz. Dabei wurde klar, dass Wasserstoff zwar langfristig eine große Rolle bei unserer zukünftigen Energieversorgung spielen wird, dass dieser Energieträger kurzfristig aber keinen nennenswerten Beitrag zur Lösung unserer Energie- und Klimakrise leisten kann. Denn zur Erzeugung von klimafreundlichem Wasserstoff werden große Mengen an erneuerbar erzeugtem Strom benötigt. Die im öffentlichen Diskurs oft zitierte Meinung, man könne durch die Nutzung von Wasserstoff z.B. auf den Ausbau der Windenergie verzichten, sei eine irreführende Darstellung. Das Gegenteil sei der Fall: viel Wasserstoff setze viel Windkraft- und viele Solaranlagen voraus.

Videos von Pioneers of Change, mit der Autorin des Buchs „Die Donut-Ökonomie“ sowie mit der Friedensforscherin Scilla Elworthy rundeten das Tagungsprogramm ab.

In Sharm-El-Sheikh hat die 27. UN Klimakonferenz begonnen

Die Konferenz steht unter dem Eindruck der durch den Überfall auf die Ukraine ausgelösten Energiepreiskrise. Zur Abkehr von russischem Erdgas werden neue Gasvorkommen erschlossen und große Mengen an Flüssiggas erzeugt. Dies verschärft aber eher die Klimakrise. Richard Probst von der Friedrich-Ebert-Stiftung meint dazu: „Es wird eine interessante Frage in Sharm El-Sheikh sein, inwiefern die ägyptische Verhandlungsführung das zusammenbringt: das eigene wirtschaftliche, finanzielle Interesse an der Hebung der Gasvorkommen, der Verflüssigung von Gasvorkommen, und gleichzeitig eine Abwendung von fossilen Energieträgern – die notwendig ist, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten.“

Was sind die Themen der COP27? 

Die ZEIT schreibt dazu:

„Die COP27 wurde als Konferenz der „Implementation“ angekündigt, als Gipfel der Umsetzung. Die internationale Staatengemeinschaft solle Regeln und Mechanismen entwickeln, wie die Versprechen vergangener Konferenzen realisiert werden können. Auf Worte sollen Taten folgen, aus Vereinbarungen und Zusagen Projekte und Programme werden, heißt es auf der Seite der Gastgeber. Allerdings warben im Vorfeld des Gipfels viele Staaten dafür, das Thema Geld in den Mittelpunkt zu stellen. Gerade die Länder, die schon heute massiv unter den Auswirkungen der Erderwärmung leiden, warten seit Jahren auf finanzielle Mittel für Klimaschutz und Anpassung und auf Ausgleichszahlungen für Loss and Damage.

Anders als bei manch früherer COP gibt es in Scharm al-Scheich keine klar formulierten, konkreten Ziele, die am Ende der Verhandlungen stehen sollen. Unklar ist auch, ob es überhaupt ein gemeinsames Abschlussdokument geben wird. Selbst wenn die Verhandelnden bei der Frage der Finanzierung Fortschritte erzielen, wird es nicht so leicht sein, das als Erfolg zu vermitteln. Sollten die Industrienationen keine substanziellen Zusagen beim Thema Loss and Damage machen, werden viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer die COP27 als gescheitert betrachten. Der UN-Generalsekretär Guterres sagte dazu: Konkrete Ergebnisse in Bezug auf Loss and Damage seien entscheidend, um das Vertrauen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern wiederherzustellen. Sie seien „ein Lackmustest“ des Gipfels.“

Der Klimawandel ist schon da

Die World Meteorological Organisation hat in ihrem jüngsten Bericht darauf hingewiesen, dass die vergangenen acht Jahre voraussichtlich die acht wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Extreme Hitzewellen, Dürren und verheerende Überschwemmungen haben allein in diesem Jahr Millionen Menschen betroffen und Milliarden gekostet. https://public.wmo.int/en/media/press-release/eight-warmest-years-record-witness-upsurge-climate-change-impacts
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mindestens 15 000 Menschen in diesem Jahr aufgrund der Hitze in Europa gestorben.

Klimawissenschaftler Prof. Dr. Rahmsdorf spricht Klartext

In einem Interview mit der taz spricht der Klimawissenschaftler Prof. Dr. Rahmsdorf Klartext. Hier ein Auszug aus dem Interview:

Die reichen Industriestaaten tragen die Hauptverantwortung für alle bisherigen Emissionen seit Beginn der Industrialisierung. Bei den historischen fossilen Emissionen ist Deutschland auf Rang vier aller Länder nach den USA, China und Russland. Wir sind hier also besonders gefragt, was die Finanzierung angeht.

Es gibt bei den Parteien Bremser des Klimaschutzes, die durch Debatten über Nebenschauplätze eine Art Ablenkungsmanöver bestreiten. Sie verweisen lieber auf irgendwelche Technologien in der Zukunft, statt sich um Emissionsreduktion jetzt zu kümmern. Etwa bei Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen, den „E-Fuels“, kann man aber schon ganz klar absehen, dass das höchstens ein Nischenmarkt wird und zum Beispiel für Autoantriebe einfach zu ineffizient ist.

Sie sprechen erkennbar von der FDP: Gehen Sie davon aus, dass die FDP den Klimaschutz anderen Themen unterordnet?

Ja, ich denke, die FDP hat die Dringlichkeit des Klimaschutzes einfach nicht verstanden.

Hilft Kartoffelbrei auf dem Schutzglas eines Gemäldes?

Wird durch die radikaleren Protestformen das Anliegen des Klimaschutzes eher beschädigt oder eher begünstigt?

Ich finde, der UN-Generalsekretär Guterres hat etwas sehr Gutes dazu gesagt: Radikal sind doch nicht die jungen Leute, die demonstrieren, sondern radikal sind die, die immer so weitermachen wie bisher und dabei unseren ganzen Planeten zerstören.

Mehrere Staatsoberhäupter haben mehr Geld für die Bekämpfung der Klimawandelfolgen in den am meisten betroffenen Staaten der Südhalbkugel versprochen. Gleichzeitig wurde in den Reden am Erreichen des 1,5°-Zieles festgehalten, ohne dass konkret dargelegt wurde, wie dies realisiert werden kann.

Highway to climate hell

UN Generalsekretär Guterres warnte, dass die Welt sich auf einem „Highway to climate hell“ befinde, in Anlehnung an den Hit von AC DC aus dem Jahr 1979. Bleibt abzuwarten, ob die Menschheit die Unverfrorenheit besitzt, den Höllentrip fortzusetzen.

Am 9.11. spricht Dr. Werner Neumann (BUND) über gestiegene Energiepreise

Die Taunussteiner Weltklimakonferenz wird am Mittwoch, dem 09.11.2022 mit mehreren Veranstaltungen fortgesetzt. Der Tag beginnt wie immer mit einer Morgenmeditation. Abends spricht der Energieexperte Dr. Werner Neumann über ein Thema, das wohl alle Taunussteiner interessieren wird: wie umgehen mit den dramatisch gestiegenen Energiepreisen? Dazu hält er den Vortrag „Energiekrise, Klimakrise, Preisexplosion – was tun?“ (19:30 Uhr, St. Nepumuk Kirche in Hahn).

Das mobile Fahrradteam macht am 9.11. in Neuhof und am 10.10. in Hahn Station. In Neuhof findet u.a. eine Besichtigung der Fa. Wero und des Bio-Lieferservice Gesund & Munter statt. In Hahn besucht das Team um 16 Uhr das Repair-Café. Karsten Smid von Greenpeace geht am 10.11.2022 der Frage nach, ob Wetterextreme der Normalfall in der Zukunft sein werden.

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